7. Januar 2025, Dienstag
Wie wenig ich über den Wald weiss: bisher.
Meine Lieblingstage hier im Wald: die Dienstage. Da bin ich, so ergab es sich bei einem JAHRESABSCHLUSSGESPRÄCH in einem hier auf dem Land für solche Anlässe nicht ungeeigneten Lokal — an Dienstagen also bin ich jetzt jede Woche zu Waldgängen verabredet, mit dem Könner, dem Förster, also ihm, der durchblickt, und ihm, der hier alles macht. Natürlich: ganz gleich bei welchem Wetter. Dienstage ab sofort für mich: Wald-Dienstage.
Die Idee ist, dass ich das Sehen im Wald erlerne. Genauer: dass ich einen Blick dafür bekomme, was der Mensch sieht, wenn er in den Wald hineinblickt.
Wir fahren also, nachdem die üblichen Dinge im Büro (auch: Forstbüro) besprochen sind, mit dem Isuzu-Pick-Up-Jeep in den Wald hinein. Gut zehn Minuten. Langsam, holpernd, im jetzt wieder rieselnden Schnee. Und, der durchblickt, stoppt, stellt den Motor ab, gebietet einem auszusteigen und sich an den Wegrand zu stellen und mit ihm in den Wald zu gucken. Frage: Was sehen Sie?
Da brauche ich doch jetzt erst mal KRITERIEN, meinen Sie nicht?
Genau so. Die Kriterien nenne ich Ihnen jetzt hier.
Zunächst mal ganz simpel die Frage: Welche Baumsorten sehen Sie? Fichten, Kiefern, Lärchen? Tannen? Douglasien? Laubsorten, gepflanzt oder durch Anflug entstanden? Ganz grob das Alter schätzen: mittel, jung, alt? Verschiedene Altersklassen, also stufiges Waldbild? Lange Kronen, kurze Kronen, braune Kronen, grüne Kronen? Kalamitäten, also Schäden durch Sturm, Käfer, Fäulniss? Kronenbrüche, Zwickel? Rückeschäden? Können Sie sogar so etwas wie einen Bestockungsgrad schätzen? Wie dicht stehen die Bäume, ist es dunkel, ist es hell? Was sehen, wenn Sie auf den Boden schauen? Liegt Nadelstreu, wächst Moos, Gras? Findet die Umsetzung statt? Kommt die Naturverjüngung? Wie steht es um die Pflege, wie um die Läuterung?
Bitte sehr genau alle Kriterien durchgehen, schauen Sie genau hin — es gibt immer etwas zu sehen. Wenn Sie mir das WALDBILD beschrieben habe, gehen wir den nächsten Schritt: Liegt eine Durchforstung vor? Wie lange liegt so wohl zurück? Welche Maßnahmen für dieses Waldbild schlagen Sie vor? Bei möglicher Durchforstung: Wo setzen Sie Ihren Z-Baum, welche sind demnach die Bedränger? Auf wieviele Festmeter pro Hektar schätzen Sie hier den VORRAT?
Waldbild: super beauty, Lieblingswort dieses meines neuen Lebens, hier draußen im verschneiten Wald, dem Land der FRISCHEN LUFT.
Und mit der Zeit, den Waldbegehungen der letzten Monate und den Waldbegehungen in diesem noch sehr neuen und frischen Jahr, lernte ich dazu. Und der, der durchblickte, blieb geduldig, er lehrte gerne, er hatte ein didaktisches Talent.
Leberknödelsuppe.
Nichts, dann nichts, dann nochmal nichts.
Ausgedehnter Nachmittagsschlaf (es waren dann doch nur zwanzig Minuten).
Bissl Musik (Schumann C-Dur-Fantasie).
Jetzt wieder, zwei, drei Stunden lang: konzentriert keine Nachrichten gehört.
Zwischendrin, am frühen Abend, es war gegen halb sechs und ich kam vom Matratzenkauf und Biomarkt in Hof, brauchte ich den POP einer ganz normalen McDonalds-Filiale. Kleiner Cheeseburger, ohne Zwiebel. Die kleinste Cola Zero, bitte. Zum hier essen, genau. Abholnummer 157.
Schon ziemlich nah, entschuldigen Sie, entschuldigen Sie, am TOTALEN GLÜCK.