12. März 2025, Mittwoch
Nach zwei Tagen NY City: dritter Tourtag durch die USA.
Fahren.
Fahren.
And just: keep on driving.
Man sieht auf Freeways ja komischerweise immer oft nicht so gut in die Landschaft hinein, die Fahrbahnen mit ihren acht oder zehn Spuren sind einfach zu breit. Das verstärkt das Zenhafte beim Auf-amerikanischen-Autobahnen-Fahren.
Das Lustige bei mir ist, dass ich gar nicht mal so gut Auto fahre, wie man vielleicht denken könnte (muss beim Spurwechseln immer zusehen, dass ich den lautlosen Convertible, der von hinten angerauscht kommt, nicht übersehe). Gleichzeitig fahre ich seit 1989 und das absolut unfallfrei. Der Gag ist, dass ich eben weiß, dass ich keiner dieser natürlich guten und traumhaft sicheren Autofahrer bin und deshalb wirklich immer auf der Hut bin.
Die Regeln sind die allgemein gültigen auf Reisen: im Zweifel immer gar nichts oder noch weniger machen und noch einen Tag länger bleiben. Man will eher gar nichts. Alles kommen lassen. Möglichst wenig Instagram, möglichst wenig Ehrgeiz bei der Auswahl der besten Lokalen und Frühstückscafé (wir mögen die zweit- und die drittklassigen Cafés). Und natürlich: an Häuserwänden lehnen und einfach nur gucken, gucken. Gewissermaßen rauchen, ohne zu rauchen (große Wehmut: fürs Zigarettenrauchen sind wir zu alt).
21 Grad.
Wundervoll warme, dabei köstlich frische Lüfte.
Hier in der Hauptstadt Virginias gibt es ein Licht, in dem gleichzeitig immer das gesamte 17., 18., 19. und 20 Jahrhundert abläuft — es ist schwer zu sagen, was genau ich damit meine, in etwas so: Ich sehe hier das gesamte amerikanische Jahrhundert seit der Weltwirtschaftskrise und dem New Deal, die Goldene Ära der USA in den 1940er und 1950er-Jahren, wie in einem nicht besonders guten, aber sehr catchy und gut gemachten Steven-Spielberg-Film mit Tom Hanks, und ich sehe die Engländer hier ankommen, sich das goldene Land nehmen und dem Stamm der Pawnee-Indianer den Gar ausmachen.
Eben den wunderschönen Abschiedsbrief der Kollegen Iris Radisch zum Ende meiner Zeit bei der ZEIT gelesen. Danke. Es ist mir eine Ehre, liebe Iris. Es ist mir eine Freude.
Nun die Frau wecken, die da auf dem hohen, neuenglischen Bett liegt und einen Nachmittagsschlaf hält. Und, wie sagt man, ein büsschen die Gegend unsicher machen, Leute — auf geht’s, raus auf die Straße, wir gucken jetzt, was die Leute in jenem März 2025 auf den Straßen von Richmond, VA 23220 USA, zu allem sagen.