13. Juni 2024, Donnerstag

“Der Fußball kann viel, aber er kann nicht das Land heilen“ (Frankenpost).

Am gestrigen Abend lud der Schützenverein ins Vereinsheim ein. 19 Uhr. Die echten Profis waren natürlich schon um 17 Uhr gekommen. Kartoffelsuppe mit Wienerwürschtel, drei Sorten gezapftes Bier, klarer Schnaps. Ein Tisch für die CSU, ein Tisch für die SPD, gute zehn Meter von einander entfernt. Man sprach dann doch miteinander. Natürlich, der Bürgermeister ist auch da. Als der langjährige, ehemalige Stadtrat (CSU) dem SPD-Fraktionsvorsitzenden zum Geburtstagsgruß die Hand reicht, ruft jemand: „Mach a Foto, Klaus!“. Erinnerungen an meine Deutschboden-Reportagen, als ich, vom geparkten Auto guckend, die Gruppe der Raucher vor den LOkalen stehen sah: Wie sage ich da jetzt noch mal Hallo? Wie geht das alles? Ist das doof, wenn ich da länger als zwanzig Sekunden an Tresen stehe und keinen zum Hallo-Sagen habe? (Löste sich dann alles ganz beiläufig und sehr angenehm auf).
Der Anblick einer voll besetzten Gaststube ist einfach schon ein derartiger Hit – gut hundert Männer, Frauen, Neunzigjährige, viele Anfang-Sechzigjährige, sehr stattlich und selbstbewusst aussehend, Handwerker, Lokalpolitiker, die gesamte Prominenz des Ortes an langen Tischen, aber auch, besonders schön zu sehen, viele rundweg cool und irgendwie nach Gegenwart aussehende Zwanzig- und Dreißigjährige.
Die Bewirtschaftung des Vereins organisiert man als Kollektiv. Gestandene Männer, so war das heute, werden zum Kartoffelschälen und -schnipseln eingeteilt und haben das offenbar sehr, sehr gerne gemacht, it‘s moving, man.

Ist das immer so voll bei euch?
Ja, schon.
Wie oft findet das hier statt, hier im Vereinshaus?
Immer mittwochs. Und Sonntagmorgen zum Frühschoppen. Wöchentlich wechselnde Küche. Wenn es gebackenes Blut gibt, wie letzten Mittwoch, dann kann es schon mal sehr voll werden. Klar.
Klar.

Gestern, am Mittwoch, schon auf Instagram: Françoise-Hardy-Festspiele.

Ihr größter Hit handelte von einer, die überall verliebte Paare sieht, selbst aber niemanden hat (…)“ (Süddeutsche Zeitung).

Ihr Starlet-Status – einfach zu schön, um ganz ernst genommen zu werden, dabei hatte sie ihr Tous Les Garçons et Les Filles doch ganz alleine, ohne einen Macho-Zwerg wie Serge Gainsbourgh, geschrieben – war natürlich schon ziemlich modern. Eine Shermine Sharivar (ja, ich wähle bewusst diesen Namen) zeigt mit ihrer R.I.P.-Françoise-Hardy-Serie: Das ist eines der dreißig classic bunnys, von denen ich abstamme, das soll, neben den anderen, die immer gehen – die Schule der europäischen Ultrababes der Sechzigerjahre, Jane Birkin, Marianne Faithfull, Cathérine Deneuve, Charlotte Rampling – eine meiner Vorläuferinnen sein, hier sehe ich mich, so möchte ich verstanden werden, da ordne ich mich ein. (Wie hieß noch mal George Harrisons berühmte erste Ehefrau? Ach ja, PATTIE BOYD, unvergessen).

Interessant, wie Hardys Mega-Bunny-Tum dann doch ganz in der Zeit hängt, also präzise nach mittleren 1960er-Jahre aussieht, eben nicht nach 2024. Gerade noch mal das Schwarz-Weiß-Bild in der Zeitung betrachtet, um herauszufinden, WO sie sich genau abbildet, diese Sixties-Haftigkeit: Es sind ihre ein bisschen zu dunkel verklebten Augen, der Kajal, die bisschen zu starke Nase, der bisschen zu dicke Mund (noch nicht gemacht). Das ist heute alles so nicht mehr erlaubt. Sie sieht auch aus wie eine, das AUCH, die den Dödelmännern ihrer Zeit eventuell mit gut sitzenden, eisig kalten Sätzen ganz gut eins auf die Finger geben konnte und dann lachend zum nächsten ging, gute Vorstellung, très sympa.

Poesie in der Autowaschstraße, gestern, Mittwoch, gegen 17 Uhr, zur schönsten Autowaschzeit – die Junisonne holte das junihaft noch helle Grün aus den Wiesen und stellte sich dann goldglühend hoch mitten über die Hauptstraße:

Aktivschaum
Hochdruckvorwäsche (I like)
Intensivfelgenreinigung
Unterbodenwäsche
Glanzwachs.

I am ready für noch mehr Glanzwachs in meinem Leben.
Oh jaaaaaaaaaa.