14. April 2024, Montag
Am Morgen: Gespräche mit Verrückten im Tiergarten, unter ihnen eine gut hundertjährige Pflanzensammlerin (aus Japan?) und jede Menge Fahrradhelm tragende Ex-Lehrer.
Jusos sagen Nein zum Koalitionsvertrag: alles klar. ALLES KLAR.
Derweil: Jens Spahn öffnet die Union für die AfD. Okayyyy. Der Plan ist: Ab 2029 mit einer dann hoffentlich noch einen Prozent kleineren AfD eine Regierung zu bilden, unter ihm, einem Kanzler Spahn. Okayyyyyyy.
Vorbild ist: keine Ahnung, offenbar Österreich, oder was? Oder doch gleich die USA, wo der ehemalige amerikanische Botschafter Richard RIC Grenell — er gehört zur Partygang von Jens Spahn und seinem Mann Daniel Funke, derzeit Hauptstadt-Büroleiter und Lobbyist der Burda Magazine, zuvor Leiter des Hauptstadtbüros der Bunten — knapp noch nicht Vizepräsident ist, aber eben nur knapp noch nicht. Man müsste zu allem den Journalisten befragen, der tatsächlich immer sehr viel weiß (das geben auch die Kollegen im Politikressort der Zeit ganz unumwunden zu), Paul Ronzheimer von der Bild-Zeitung. Er war etwa bei zehn (in Partys ausartenden) Spahn-Abendessen bei den Spahns zu Hause, und hat den Berliner Politikbetrieb zwischen 17 und 5 Uhr früh auf allen Alkoholpegel-Ständen erlebt.
Und jetzt schraubt der leider gute Journalismus der Caren Miosga die Merz-Klingbeil-Koalition auseinander, noch bevor die SPD abgestimmt hat: BRUDAL. Finanzierungsvorbehalt. Die trostlose cremefarbene Alice Weidel steht bereit; der zukünftige First Husband Daniel Funke auch.
Am Wochenende: Christian Zaschkes Leitartikel in der Süddeutschen (Zaschke: der Raymond Chandler unter den Übersee-Reportern, gefühlt zehn Jahre lang die dunkle, immer angemessen verkatert wirkende Stimme aus den USA, seit Januar Parlaments-Reporter in Berlin). Er hatte den in diesen Tagen so notwendigen Anti-Hysterie-Text geschrieben (neue Regierung ist, bevor überhaupt in Amt, schon so verstritten wie die alte, bla). Wenn schon Propaganda FÜR DIE RESTDEMOKRATIE, dann bitte doch so (man hörte im Geist alle rechten Podcaster und Ulf Poschardt „Systempresse!“ brüllen).
Lektüre: Karl Kraus, The Urvater of all Ein-Mann-Zeitschriften, das Karl-Kraus-Lesebuch (dtv), Texte von 1891 bis 1933, herausgegeben von Hans Wollschläger. Das ist alles sehr hell und schnell, aber jedes Tagesspiegel-Feuilleton von heute ist natürlich trotzdem interessanter als der ehemals so interessante, heute schon hundertjährige Karl Kraus. #Zeitgenossenschaft
Anruf zu Hause: Es tröpfelt, immerhin. Aber Tropfen sind nicht genug. Es fließe der dunkle, kalte Regen in Strömen auf die harten, trockenen Waldböden und gebe KRAFT.
Eine Idee dieses Blogs ist, so merke ich gerade noch mal, dass er sich praktisch von alleine schreibt, also konkret: spazierend, im Tiergarten, im hochfahrenden Morgen, im Zwitschern und Flup-Flup-Flup der Rasensprenger. Das tut er.