15. Dezember 2024, Dritter Advent

Eine Pfarrerin oder Kunstkritikerin, das ist im Moment schwer zu sagen, spricht im Deutschlandfunk — nach dem sie einen Rundgang über die Art Basel gemacht hatte und sich unter anderem von den Arbeiten Richard Serras hatte erschrecken lassen — ein Plädoyer für die kleine Kunst. Der Feind ist hier das große Geld, das große Format und, ach Gott ja, der Hochglanzkatalog: „Vielleicht haben wir ja alle längst genug von Groß, Bunt, Teuer. Vom immer höher, schneller, weiter.“

Nachdem ich intuitiv, das Frühstücksei aufsäbelnd, gleich wieder „Leck mich“ gedacht hatte und Hass und Abgeturntheit pumpen wollte (wenn das Gegenteil des Art-Basel-Bullshits die kleine Kunst sein soll, dann finde ich das große Geld doch besser), fand ich‘s dann irgendwie doch ganz interessant — multiple Kunst, Auflagen, Kunstwerke in Serie, Edition MAT, die Menschen müssen freien und demokratischen Zugang zur Kunst haben, ja, ja, Klaus Staeck, René Block, Aufbruch, Fluxus, natürlich alles sehr geil, wenn auch leider alles schon wieder ziemlich lange her (Siebzigerjahre?), zuletzt gerade Publikumshit Anonyme Blätter, genauer Ausstellungstitel entfallen, im Künstlerhaus Bethanien. Dann war aber leider wieder die geilste Geschichte im Vortrag der mit kleiner und unterwürfiger Stimme sprechenden Kunstkritikerinnen-Protestantische-Kirchen-Eule, wie der Rock‘n‘Roller und Galeristen-Revolutionär René Block beim Kölner Kunstmarkt 1969 ANGESAGT hatte, dass er für einen Kram von Joseph Beuys 110.000 Mark haben wollte („eine Plastik von Joseph sollte so viel kosten wie ein großes Bild von Rauschenberg oder Warhol“). Und bekam. Ende kleine Kunst. Es spricht eben doch nicht gegen die Kunst, wenn sie herrliche Preise erzielt.

Wir lesen heute, falls wir heute noch etwas lesen: Bruno Franks Lüge als Staatsprinzip, verfasst 1939 im Exil, im Nachlass aufgetaucht, letzten Monat zum ersten Mal veröffentlicht, es geht, natürlich, um Adolf Hitler, aber eben auch um AfD, Sahra Wagenknecht und Donald Trump, die großen LügnerINNEN unserer Zeit).

Schönen dridden Advent.