Montag, 16. Juni 2025

Zwei Dinge habe ich heute zu sagen.

Erstens: Ich habe so unheimlich gerne, wie die Boys und Girls, die bei Edeka arbeiten — es sind ja eher keine Boys und Girls, sondern starke Frauen, oft mit deutlich autoritärer Aura, und ziemlich junge Männer mit starkem Kreuz (kommt wohl vom Getränkekisten-Tragen) und den obligatorisch tätowierten Unterschenkeln —  ich habe auf jeden Fall sehr gerne, wie diese Edeka-Verkäufer auf bei mir naturgemäß sehr freundliche Anfrage immer wortlos und immer in tollem Tempo und mit sehr guter Zielstrebigkeit in den Verkaufsraum HINEINSTARTEN und einem den entsprechenden Artikel immer auf dem kürzestem Weg und wieder komplett wortlos zeigen. Und dann zum nächsten Kunden abstarten, wo sie ihre nächste wortlosen Dienst tun, und zu den sprichwörtlichen Kisten, die sie, Artikel für Artikel, in die Regale räumen, alles in bester Ordnung, und so eben ihre Arbeit tun. So stelle ich mir tolle Dienstleister vor: wortlos, im Schwung, mit enorm hohem Tempo, jeder Schritt sitzt, und innerhalb von acht, neun Sekunden wird delivered.

Eiswürfel? Startung. Wortlos: Wäre hier.
Weißer Wermut? Startung. Wieder wortlos: Wäre da.
Grüne Oliven im Glas? Startung. Wortlos: Bitte da.
Tuc-Kekse, bitte die klassischen, nicht die mit Pizza-Geschmack? Entschuldigen Sie, aber die finde ich gerade nicht. Startung. Wortlos: Na hier.

Ich habe, das wollte ich eigentlich sagen, nur Höchstnoten für die Verkäufer-Boys-&-Girls von Edeka zu vergeben. Irgendwie ist das auch noch mal was anderes als die professionelle Freundlichkeit und Der-Kunde-ist-König-Mentalität, die man aus USA-Urlauben kennt (Beispiel Rock’n’Roll-Ralph auf dem Sunset Blvd, West-Hollywood) und ja immer gerne als typisch amerikanischen Service gelobt wird — etwas, das wir in Deutschland angeblich noch lernen müssen. Freundlichkeit: Stimmt ja, das können wir nicht so gut, haha. Die deutsche Service-Königlichkeit ist ja eher Auge in Auge mit dem Kunden, angenehm wenig unterwürfig. It is: German Dienstleistung, sozialdemokratisch sachlich. Wir lieben Lebensmittel. Danke, Edeka.

Und, was ich noch sagen wollte: Der Ultra-Klassiker Der Nachsommer von Robert Schumann, Entschuldigung, nein, von Adalbert Stifter ist ja wirklich genau so gut, wie alle immer sagen und vor allem mein Freund Andi Bernard in den vergangenen zwanzig Jahren — wahlweise und sehr gerne vor der silbrig-gräulich-bläulich-rötlich schimmernden 19.-Jahrhundert-Bücherwand meines Großvaters –– nicht müde wurde, immer und immer wieder zu sagen. Beschreibungs-Glück. HANDLUNGSARMUT. Sätze, gedreht, geschält, gedeichselt, geschachtelt, gebaut und gezimmert, in ihrer stillen, feinen und anmutigen Schönheit wie eine Biedermeier-Kommode. Große Handwerkskunst. Und große Seele. Wer das langweilig findet, der spinnt ja wohl total, der merkt ja gar nichts mehr.

Sorry, sorry.
Jetzt muss ich mir noch bissl ARD-Trash reinbumsen.
Müde.
Zu viel komplizierte Gedanken.

Da kann man ganz leicht etwas dagegen tun.
It‘s easy.

Sagt ich das schon mal? Das Leben ist so verdammt easy (Quatsch, es ist nicht easy, natürlich nicht, aber hinten raus, Ihr lieben Unter-Dreißigjährigen unter meinen Leserinnen und Lesern, wenn das mit den jugendlichen Depressionen so langsam nachlässt, ist schon Einiges ziemlich gut, sorry).