17. Mai 2025, Samstag
Inschrift auf einer Hauswand in Rehau: Zeit ist das wertvollste und kostbarste Gut. Man denkt sofort: Tausend Feinunzen Gold, ein Kühlschrank voller Champagner und eine Rolex Daytona Paul Newman sind schon auch sehr wertvolle und kostbare Güter, nicht zu verachten, aber das wissen die Rehauer ja sicher auch.
Christl beim Einkaufen getroffen, sie erzählt, dass vergangene Woche bei Wüstenbrunn ein Pferd (!) im Morast zu Tode kam. Um Himmelswillen! Das Pferd strampelte sich wohl immer tiefer hinein in den Schlamm, nach der Bergung durch die Feuerwehr Rehau (Großtiereinsatz) konnte das Tier nur noch eingeschläfert werden (Panik, Erschöpfung, Unterkühlung). Ich sagte zu Christl: Was soll man dazu sagen, es gibt so eine Sorte Unglück, die wirkt fast biblisch, alles vollzieht sich in grausamer Logik und Folgerichtigkeit, so ein Pferdetod im Morast, ich meine, das kommt vielleicht alle dreihundert Jahre mal vor. Sie pflichtete mir bei.
Der Partyspruch auf dem Wochenendmarkt in Rehau, er wird sich im Vorbeigehen zugerufen, lautet: „Ihr kennt mich wohl nicht mehr, wo‘?“ („Wo‘ mit kurzem o ausgerufen, fränkisch für „was“). Ich wüsste auch nicht, was ich da sagen soll. Vielleicht: „Sorry, nein. Kann mich gerade nicht an Sie erinnern.“
Noch eine Notiz, die in den Meldungen aus dem Wald mal gemacht werden muss: Kulturveranstaltungen hier in der Region — wir sprechen von Lesungen, Lesungen mit Gitarrenbegleitung, Lesungen mit Schnaps- oder Bierverköstigung —, die kann ich leider nur ganz, ganz schlecht aushalten. Einfach: Weil die Kunst so unterirdisch schlecht ist, dass es schmerzt. Und noch einfacher: Weil zweitrangige und drittrangige Kunst einfach einer der übelsten Dinge auf Erden sind. Literatur gibt es nicht in mittelgut — nicht ganz gute Literatur ist immer ganz, ganz schlecht und gleich einer der quälendsten und überflüssigen Dinge auf Erden.
Womit wir bei einer der großen Nachteile des Land- gegenüber des Stadtlebens sind: Alle wollen hier, auf dem Land, immer KULTUR machen, und sie ist praktisch ausnahmslos grottenschlecht. Daher meine Bitte an die herrlichen Menschen hier in der ländlichen Region: Macht Autorennen! Haltet herrliche Pfingst- und Sommerfeste ab! Braut Bier! Führt Metzgereien und Wirtschaften, aber überlasst die eh stinklangweiligen, auch in der Stadt oft merkwürdig kleingeistigen und spießigen Lesungen den Berliner Buchhandlungen, den Literaturhäusern, der Akademie der Künste. Okay. Geklärt.
Jetzt gleich, Samstag, 14 Uhr: Der SC Grünhaid tritt gegen den TSV Brand an. Ausführlicher Spielbericht („Bei schönstem Fußballwetter …“) folgt.