18. November 2024, Montag

Von den Hallen seines Anwesens in Mar-a-Lago mit schönen Grüßen in die ganze Welt: disruption.

Wenn nichts mehr geht — wie immer, einfach: Andrian Kreye lesen. Er kennt die ultrarechten Motherfucker, die jetzt die USA umkrempeln — Marco Rubio, Peter Hegseth, Matt Gaetz, Robert Kennedy Jr., Tulsi Gabbard —, alle persönlich aus seinen Reportagen und Interviews der letzten zwanzig, dreißig, vierzig Jahre. Und wenn er sie nicht persönlich kennengelernt hat, dann hat er schon vor zwanzig Jahren mit ihnen gescypt oder sie auf irgendwelchen TED-Konferenzen sprechen hören. Und wahrscheinlich ist AK der einzige Journalist in Europa, der Elon Musk schon vor zwei Wochen, gleich nach der Präsidentschaftswahl, eine Email geschrieben hat: „Okay boy, what are your plans? We have to talk. Yours sincerely, Andrian.“ Heute also Kreyes Essay im SZ-Feuilleton: „TABULA RASA. Donald Trump ist kein Irrtum der Geschichte. Er ist sogar die logische Konsequenz.“ 

Der Text spannt den Bogen von Franklin D. Roosevelt über Ronald Reagan eben zu Trump. Ach so, Bill Clinton löste mit seinen „Gobalismus“ einst die Graswurzelbewegung der Neunziger Jahre mit aus, die Wirtschaftskrise von 2008 war es, die den Libertären (Thiel, Musk, dem jetzigen Vize Präsidenten ab 2029, J. D. Vance) den letzten Schwung gab. Und mit dem besten dieser beiden Welten geht es am dem 20. Januar ins Weiße Haus, und die Punks, Zerstörer, Revolutionäre hauen alles zu Klump: „Gerade weil sie von den jeweiligen Ministerien und Behörden keine Ahnung haben, die sie umbauen sollen, können Leute wie Hegseth, Gaetz und Kennedy maximal für Zerstörung sorgen.“ Kreye zitiert in seinem Essay zuletzt die Rede des Youtubers und Preisboxers Jake Paul, der im Football-Stadion der Dallas Cowboys nach seinem Kampf gegen Tyson das neue/ alte Amerika beschwor: „Dies ist die Ära der Wahrheit und des Guten.“ Ach Leude, das wird echt schön.

Gestern den so called Felix Dachsel im Flugzeug getroffen — früher mal Young Gun beim Ressort Entdecken bei der Zeit (schon lange her), wo sich alle total in ihn verliebt haben, inkl. Giovanni di Lorenzo, weil er so schön unlangweilig Gas gab, dann Chefredakteur bei der Zeitschrift Vice (da gab es wahrscheinlich schön viel Geld, und trotzdem ist es doof, wenn einen de facto niemand liest), jetzt Stellvertretender Ressortleiter im seit Relotius immer noch verbotenen Gesellschaftsressort beim Spiegel und, Achtung, Uhren-Kolumnist bei Spiegel Online (Insta-Seite dachselwatch). Früher hießen solche Leute im Journalismus einfach, haha, Stars, heute würde man sagen: schlicht ein sehr guter und unterhaltsamer und korrekt arbeitender Journalist. Ab zirka 16 Uhr wird es heute bei uns darum gehen, dass wir in der Kronenhalle oder im Odeon oder (was hältst du davon, Felix?) im Bodega in der Münstergasse an so einem durchschnittlichen Montagabend nicht fünf Rotwein oder drei Whisky Sour trinken. Aber so wie wir, Felix Dachsel und sein betagter Kollege, drauf sind, wird es heißen: Wir nehmen erst mal zwei Alkoholfreie und, huhu, zwei Espresso. #Riesenthema Älterwerden.

Anruf von daheim aus dem Wald: so weit alles roger.

Heute wäre mein Vater 88 Jahre alt geworden. Und mein Sohn Carlo, Student der Philosophie und der Politikwissenschaften an der Sussex University in Brighton, wird 21. #Love. Herzlichen Glückwunsch.