19. Oktober 2024, Samschtig (Sonda)
Im Waldhaus (a family affair since 1908). Endlich! Hier gehört er, der Mann aus dem Wald, doch hin (haha). Die hohen Decken. Die mönchische Schlichtheit. Die verrückten orangefarbenen Lärchen und der Fels vor den Panorama-Fenstern in der großen Halle. The motherfuckin’ Streichquartett. Der schönste Fumoir der Schweiz (Anna Meier). Die blubbernden V8-Motoren auf der Einfahrt vor dem Hotel und das wunderbar elegante Personal (heute beige Anzüge mit ganz feinem hellgrauen Karo und matt rosafarbenen Krawatten). Mein Lieblingsdetail: das brutalistische Betondach vor der Eingangstür der grün-weißen Jahrhundertwende-Fassade (sooooo elegant, oh my God). Das sehr lächerliche und sehr schöne Nachspielen der Belle Epoque und der heilen, in vielem natürlich schon kompletten ruinierten Welt vor den beiden Weltkriegen. Die wenigen Leute, die es wirklich wissen, hatten kürzlich noch mal gemeldet: Von den ganz wenigen am Ende dann machbaren Luxushotels auf Erden sei das Waldhaus dann das einzige wirklich bewohnbare Haus. Weil der Luxus hier so durch und durch subtil und null protzig eingestellt ist. Luxus ist: eine acht Meter hohe Zimmerdecke. Den Rest kannst du vergessen.
Lese eine apokalyptische Deutschland-Analyse in der NZZ: „In der Abwärtsspirale“ (einstürzende Brücken, Züge im Schneckentempo, ein Land verlottert … „Deshalb darf die Lockerung der Schuldenbremse kein Tabu sein“, verstehe). Es ist so erfrischend, nach meiner dauernden Süddeutsche-Lektüre den mir ganz fremden Sound der Rechten zu lesen, der im Kern ja wohl immer sehr schwarz und lustvoll untergangs-fixiert war. Alles geht den Bach runter, liebe Leude, liebes Zeitung lesendes, in der Halle des Waldhaus tafelndes, feine Pupse lassendes, noch etwas enorm gut Verdauliches, Saisonales, Regionales bestellendes Upper Class Volk. Es sei denn, es kommt noch schlimmer. #allesklar
Die sehr lieben Freunde Matze und Boris schauen schnell auf eine Bolognese und einen 14-Uhr-Whisky-Sour in der großen Halle vorbei, genauer: auf je eine Bolognese, zwei, drei Whisky Sour und einen Rusty Nail. Ich glaube, was wir da hatten, nennt man echt Gespräche (we go way back in time, way back). 😘😘
Die mir ganz fremden Spa-Welten (was macht man da noch mal? Schwitzen, die Poren öffnen, erst ganz heiß, dann ganz kalt?). Jetzt weiß ich kurz nicht, ob ich heute noch brutal saufen soll oder eher nichts mehr trinken soll. Findet sich alles. #Normalität
Ein Projekt der Langsamkeit (Peter Handke, 1976).