21. November 2024, Donnerstag
Für uns aus dem Wald, die in der Forstwirtschaft arbeiten, ist das keine gute Nachricht: Das Sägewerk Ziegler aus Betzenmühlen/ Plößberg bei Weiden, der Riese in der Branche, das größte Sägewerk Europas — 3.200 Mitarbeiter in drei Ländern, 2,2 Millionen Festmeter Holz pro Jahr — hat Insolvenz angemeldet. Das sind auch für den Laien beeindruckende Zahlen: Verbindlichkeiten in Höhe von 326 Millionen, Hossa. Was dann gesagt wird: „Nach erster Einschätzung bestehen gute Chancen, die Gruppe mittels Insolvenzverfahren neu zu ordnen.“
Für uns war das Sägewerk auch einfach immer so schön nah gelegen — kurze Transportwege, die A93 runter, Richtung Regensburg, 65 Kilometer südlich, und dann links weg. Stefan Ziegler, der „Herr des Holzes“, 38 Jahre alt, der Enkel des Firmengründers, mit 24 hat er das Sägewerk von seinem Vater übernommen — so ein Jeff-Bridges-Typ, der gerne T-Shirt und Bluejeans trägt und so einen Holzfäller-Proud-Boys-Bart. Im Interview mit work:life Oberpfalz, erschienen vor zwei Jahren, erklärt er: “Streben nach Reichtum macht nicht glücklich. Dieses Immer-mehr-haben-Wollen ist eine ungute Entwicklung (…). Übermäßiger Reichtum verdirbt nur den Charakter.“ Okay! Im Interview mit Oberpfalz TV, nach seinem Macher-Image befragt, hatte er, das kann man nicht ganz unsympathisch finden, wiederum ein paar Jahre früher noch gesagt: „Ich bin vielleicht a Menschentyp, der wo nicht alle Risiken bis ins letzte Detail durchschaut. (…) Ich setze einfach um, wenn ich von etwas überzeugt bin.“ Okay. Und dann erzählt er, dass das Holzhaus die Bauweise mit Beton und Ziegeln ersetzen müsse und dass sie in dem Feld weiter Gas geben werden, erst in Deutschland, dann in Osteuropa. Da geht es mir, wie Rainald Goetz das auch immer wieder sagt: Die Porträts von Unternehmern, am liebsten natürlich an der Schwelle vom Mittelständler zum international operierenden Konzern-Chef, sind immer besonders schön anzuschauen, weil so lebensnah und konkret sind und getragen meist von einer sehr konkreten und lebensbejahenden PHILOSOPHIE. Wie der Holz-Tycoon bei Oberfalz-TV — durchaus bescheiden und, genau, bodenständig — in seinem smokenden Oberpfälzer Dialekt sein Ding schildert und die Stefan-Ziegler-Maxime: „Das Ziel wird sein, den Bürgern von Deutschland die Möglichkeit zu geben, nachhaltig und bezahlbar zu wohnen.“ Das ist doch mal ein Ziel, okay! Und jetzt ist so ein Unternehmen, wohl aus den üblichen Gründen — zu schnelles Wachstum, zu viele ausgeflippte, von der Kernkompetenz Holz und Sägewerk zu weit entfernte Seiten-Unternehmen — erstmal gestoppt.
Mit Ukrainern reden UND Russen: ah ja, ja (SZ Feuilleton heute).
15 Uhr. Das Mittagessen schon um 12 Uhr gegessen. Es schneit, Gott, wie gemütlich. Ins Bett.