21. September 2024, Samstag

Heute, gegen 18 Uhr, merkte ich, dass mir doch ein wenig schwindlig geworden war — wegen meiner vielen gesellschaftlichen Termine im Fichtelgebirge (der Ausflug nach Hamburg hatte wegen ausfallender RegionalExpresse nach Nürnberg nicht stattfinden können, da bin ich vollkommen stoisch, dann eben nicht, okay).

12 Uhr: Espresso und Hallöchen beim Steidl, Andi, wie gesagt wird (in der Factoria, Selb) 
13 Uhr: Mietergespräch
15 Uhr: zwanzig Jahre Buchhandlung seitenWeise in Rehau (noch einmal herzlichen Glückwunsch, liebe Birgit, liebe Kathi)
16 Uhr: Mineralwasser und Lagebesprechung bei Christl im Gasthof zur Goldenen Sonne (Christl sagt die Wahrheit)
17 Uhr: Münchner Schnitzel im Alten Pfarrhaus, Plauscherei mit diversen E-Bike-Ausflüglern
18 Uhr: Bundesliga

Das schönste Gespräch heute: Ein Zehn-Minuten-Plausch mit dem 1934 geborenen Superstyler Manfred Rockerbettel (graues Filzhütchen, jägergrüne Mehrfunktionsweste mit Druckknöpfen, er sah aus wie mein Lebensmensch DJ Fetisch, 1963 geboren, genialerweise in 30 Jahren wohl so etwa einmal aussehen wird, wir sprechen von der Legende nicht nur meines Lebens, sondern der Nachtleben-Stadt Berlin). Rockerbettel zeigte auf das schreiend gelb gestrichene Gebäude gegenüber in der Bahnhofstraße und erklärte: „Im Dritten Reich, ich erinnere mich, war hier das Parteibüro der NSdAP. Die Leute, die dort arbeiteten, mussten nicht unbedingt in der Partei sein. Aber sie durften auch nicht gegen die Partei sein, auch das weiß ich genau, sonst hätten sie nämlich nicht überlebt.“ Okay, Herr Rockerbettel, also so war das damals, in der letzten deutschen lupenreinen Diktatur des Dritten Reichs. 

Rockerbettel weiter: Ich solle, wenn ich über die Ortschaften Regnitzlosau, Oberkotzau und Rehau rede, diese bitte richtig betonen, also das Au getrennt vom Ortsnamen sprechen:

Regnitzlos-au
Oberkotz-au
Reh-au.

Ach so. Also nicht Sau, sondern Au sagen. Ist günstiger, ja, und wahrscheinlich auch richtig, verstehe. Wenn ich Lust hätte Dialekt zu sprechen, so der 90jährige Rockstar Rockerbettel, was man auch einem Zugezogenen ja nicht verbieten könne, dann solle ich wissen, dass man die Ortschaften in Mundart wie folgt abkürze:

Nitzla (Regnitzlosau)
Kotza (Oberkotzau)
Rehau könne man nicht abkürzen, das sei schon kurz.

Okay, lieber Manfred, Danke für die zehn Minuten Heimatkunde, ich melde mich dann demnächst mal auf deiner vierstelligen Festnetznummer. Und dann zeigst du mir, wie versprochen, die St. Aegidien Kirche von Regnitzlosau, im 14. Jahrhundert erbaut, sie sei nämlich nicht wie eine Kirche, sondern wie ein Parlament (!) organisiert.

Herrgott, hat er, der hier schreibt, heute schon’ wieder viel gewaaft(oberfränkisch für Unsinn reden, plaudern). Ich könnte ja auch zu Hause bleiben und die Wahlverwandtschaften endlich mal weiter als Seite 60 lesen, natürlich (davon handelt ja, das weiß je jeder, ein jeder Abschied in den Wald, dass man die WAHLVERWANDTSCHAFTEN endlich liest). Indes: Ich plaudere halt einfach so gerne — wirklich relativ beliebig mit der oder dem, die gerade da sind, wo ich mich gerade aufhalte. Menschen — ich finde sie alle ziemlich gut (Hahaha). Und: Beschwerden darüber, dass man die Wahlverwandtschaften NICHT liest, das ist doch wirklich das Allerüberflüssigste, Egalste, Ödeste.

Dietmar Woidke setzt alles auf eine Karte: Entweder er gewinnt, oder er verliert. HAHAHA. Ja. So kann es kommen im Leben.

Aufregung in Großbritannien wegen des Erscheinens des neuen Romans von Sally Rooney: Inzermezzo. Im Grunde genommen sei ihr Genre das des literarischen Liebesromans des 19. Jahrhunderts, Vergleiche mit Jane Austen und Henry James, und gleichzeitig, logisch, totale Gegenwart (Eva Ladipo, FAZ), geil. Werde ich lesen.  

Hannah Arendts Texte über Palästina (Piper Verlag, München).

Nächster Termin: Peter vom Hipstercafé Schwarzer Peter im ehemaligen Bahnhofsgebäude von Selb. Pflichttermin. Kathi, noch ein mal eine ganz andere Kathi, so hieß es, wird ein bissl auflegen. Mega. #Waldleben