24. Juni 2025, Dienstag
Für mich die Nachricht des gestrigen Tages: Aktivisten wollen sich am Zaun zur Abwehr von Drogenkriminalität im Görli — übersetzt: Görlitzer Park zu Berlin-Kreuzberg — FESTKETTEN, um dessen weiteren Ausbau (die des Zauns) zu verhindern. Wie sagt man da gleich weiter: Ooooolles kloor. Vielleicht ist kein Modebegriff so straight mit „volldödliger Vollidiot aus der Provinz“ zu übersetzen wie eben dieser: Aktivist.
Als letzte Geschichte fürs Zeit-Feuilleton, die ich dann — aus Gründen, for reasons — aber nicht mehr gemacht bzw. nicht einmal mehr vorgeschlagen habe, hatte ich vor: Die Cristian-Ronaldosierung der Welt. Oder: großer Report darüber, dass einfach alle immerzu — im Alltag, in der U-Bahn, im Burgerlokal Burgermeister, in der Stadion VIP-Lounge, im Urlaub, einfach überall — so gut aussehen.
Ich versuche es mal so zu erklären: In den Achtzigerjahren, dem Jahrzehnt, in dem ich groß geworden bin und anfing, DIE DINGE ZU CHECKEN, traf man etwa zwei Mal im Jahr eine Person, die Idee davon hatte, wie sie aussehen wollte, wie Julio Iglesias, wie Johnny Rotten, wie Helmut Schmidt von der SPD, wie ein cooler Heroin-Eckensteher, wie Rainer Werner Faßbinder, wie Gianni Versace, wie Lauren Hutton, wie Hannelore Kohl, wie ein Scorcese-Gangster etc. etc. und demzufolge mit einer Frisur, Garderobe, einem Schuhwerk, einer Attitude nach vorne ging und so etwas wie eine Aura reproduzierte. Heute ist es anders — heute es so, dass praktisch jeder eine sehr starke IDEE davon, wer er ist oder wer er sein möchte oder auch simpel: welcher Typ für ihn aussichtsreich oder sinnvoll ist, zu kopieren und nachzuahmen. Das WISSEN, was einen guten Hosen- oder Jackettschnitt ausmacht und mit welchem Kappen-Typ ich die Zugehörigkeit zu welchem Phänotypen signalisiere, zum Trucker, Skater, Hip-Hip-Battle-Kid, Chiemsee-Surfer oder 1980er-Hardcore-Fan aus NYC, ist heute ungleich höher als vor noch zehn oder 15 Jahren. In der Folge ergibt das: In jedem durchschnittlichen Straßenbahnwagon sind heute fünf bis acht Stars zu besichtigen oder auch einfach wirklich: ziemlich gut aussehende Typen. (Ausnahme: Zürich. Hier sind die Typen ja eher allesamt so ein bissl dick und klein und machen das Dicke-Uhren-Ding, als hätten wir 1988. HAHAHA).
Ist das eine gute oder sogar interessante Entwicklung, dass die Menschen heutzutage so könnerhaft so viel aus ihrem Typ machen? Weiß nicht, weiß nicht. Es ist einfach eine weitere Folge der großen Gleichmach-und Depressions-Maschine Instagram.
Telefonat mit dem Anwalt.
Telefonat mit dem Herrn Projektentwickler.
SMS mit dem Förster: Die Birke im Park hat es nun voll erwischt, die abgebrochenen Reste haben einen schmalen Ahorn mitgenommen. Herr Randolph muss ran.
Weiter, durch den Wald fahrend, noch keine großen Käferschäden auszumachen. Das heißt aber leider: noch gar nichts.
Mr. Jacklestone stünde bereit, bei uns kurzfristig ein paar Hundert Festmeter Holz zu machen, das sollten wir wahrnehmen (die Nachfrage am Markt nach ihm und seinem Harvester ist wegen der sich noch nicht deutlich zeigenden Käferschäden noch gering. Merke: Einen Jacklestone, der Zeit hat, lässt man nicht so einfach ziehen).
Alles klar.
Alles klar.
#Utoquai.
Ausführliches spätes Frühstück im Café Boy.