26. Juni 2024, Middwoch, Diggi
Das Erwachen der Nicht-Kleinstadt Hof, morgens um neun, zwischen Fielmann, Thalia-Buchhandlung, New Yorker, dem Juwelier Hohenberg (seit 1898), dem Wörschtla-Mo, der Parkhaus-Altstadt-Passage, dem Eiscafé Rialto, Zigarren-Wagner, dem Central-Kino (der natürlichen Heimat des Filmkritikers Michael Althen, der mit acht Debrezinern innerhalb 14 Stunden, dokumentiert vom BR, den Wörschtla-Rekord während der Hofer Filmtage hält), der HypoVereinsbank und dem Redaktionsgebäude des Hofer Anzeigers an einem heißen Frühsommertag: Es ist so zauberhaft, es ist soooo altes Deutschland (altes Westdeutschland natürlich, nicht unbedingt Europa, sorry, Mr. Rumsfeld).
Micha, der Stadtsänger (Hawaiihemd), sitzt im Schatten der Parkgarage und singt seine wilden, disharmonischen Protestlieder. Ja, in Hof, Leute, der grauen Arbeiterstadt, sexy working class city, ist alles drin: auch noch eine gute, eine nicht rechtsradikale Protestbewegung, auch eine Revolution.
Lieblingsort Media-Markt. Einen sehr gut aussehenden Drucker gekauft. Die Verkäufer sind in noch mal ganz neuen Dimensionen: fresh, funky, auf null Gramm Fett trainiert, genau richtig verpickelt, mit herrlichen 19-Euro-Undercuts, entwaffnend locker, lustig und höflich. Wäre ich ein gay guy, ich würde sagen: ja gut, Hallo, alles klar, let‘s go, bis später, #normal.
Ich wollte ja hier, in meinem #BLOG (haha), regelmäßig — einfach, weil es so entsetzlich, so entsetzlich peinlich und viel zu intim und voll daneben ist, vor allem, o Gott, bei einem bald 54jährigen, heterosexuellen Mann — ein bissl was zu meiner Sexualität sagen, immer wieder, gewissermaßen: locker eingestreut. Sagen wir so: Es ist AUCH und das in ganz besonderer Weise etwas für denkende Menschen, man braucht dafür auch – das allerdings in der schönsten, swingenden, nachgeordneten, sich wundernden Weise — ein Gehirn. Ich denke: Es ist jetzt wirklich viel besser als das langweilige Essen von köstlich zubereiteten Mahlzeiten oder, sagen wir, ein sehr schöner Spaziergang. Als neue Lieblingszeit für die SACHE hat sich bei mir im Moment so 8.45 Uhr etabliert, also recht früh am Morgen, aber immerhin ist vorher, zum Beispiel gegen halb neun, noch Zeit für eine gute Tasse Kaffee. Ja, ich merke auch gerade, dass ich mich hier schon wieder raustrickse (Scheiße!). Ich denke: Sex hilft auch gegen Krieg (sorry, sorry).
Warum es die Königsdisziplin bleibt für die allerbesten Schreiberinnen und Schreiber, über Sexualität etwas zu sagen, aber natürlich nicht als theoretische oder ideengeschichtliche Abhandlung, sondern in der möglichst expliziten, genauen DARSTELLUNG der Sache selbst (Plastizität, Tiefenschärfe, Mehrfarbigkeit, Gefüüüüüühl) — hier, an dieser Stelle: bald mehr.
Eben ganz normal komplett erfrischendes Telefonat mit Adam Soboczynski. Er bleibt der Telefonmeister. Eher: singen statt sprechen, it‘s all about the music, it‘s all about the melody. Adam ist gerade auf dem Weg zu einem berühmten Lyrikwettbewerb bei Rostock, er hat — unfassbarerweise — erst letzte Woche davon erfahren, dass es diesen berühmtesten aller Lyrik-Wettbewerbe überhaupt gibt, und wird deshalb in seiner großen deutschen Wochenzeitung gleich für nächste Woche als PARSIFAL ALLER LYRIK-WETTBEWERB-BERICHTERSTATTER in schöner Verwunderung und Naivität und aller Adam-Soboczynski-Haftigkeit davon berichten können. Man kann sich freuen auf diesen Text.
Bin so leicht avers gegen so leicht hergestellte Häme, dieser Höhöhöhö-Ton, institutionalisierte Überheblichkeit (hättest du gar nicht sagen brauchen, Lieber, Guter, mein Bester, lese ich ja bei dir).
Die Rosen gießen. Immer erst abends, gegen sieben.
Heute: rosafarbene Bettwäsche eingetroffen (Thomas Mann).
Dringend gesucht: ein sympathischer Pferdeschwanz, der mir hilft, meinen Drucker mit dem WLAN zu verbinden. Zahle neun Euro die Stunde.
Beste Frau: … 🚬🚬😘