28. September 2024, Samstag

Gestern Nacht noch das erste Fünftel der ersten zwei neuen Folgen der neuen Stefan-Raab-Show gesehen. Er ist mir nicht so vertraut, wie er mir vertraut sein müsste aus seiner berühmten Zeit (Nuller-Jahre), um ihn heute sicher beurteilen zu können, weil Fernsehen in meinem Leben leider immer eine vollkommen ungenügend große Rolle gespielt hat (genau so schade, wie wenn Streichquartette oder die Musikdramen von Richard Wagner in anderen Leben zu wenig vorkommen, ich weiß, wo von ich spreche). Man sah sofort seine grandiose Routine, die er nach zehn Jahren Pause offenbar einfach so wieder anschalten kann, und wie Avantgarde er mit seinem Abstruse-Zwei-Sekunden-Fernsehschnipsel-außerhalb-jedes-Kontextes-Zeigen damals schon war (das war ja im Grunde schon Tik Tok, genau, Peter Maffay im Bild haben, wie er „Ich habe gesoffen wie ein Loch“ sagt, und alle lachen ab, und schon ist der nächste Schnipsel dran). Und das alte Raab-Ding, dass er eben nicht wirklich ein Überflieger oder irgendwie ein Hochbegabter ist, sondern nur ein kleines, wirklich ein kleines Bisschen lustiger als dein bester Kumpel/ der Blödmann, der neben dir auf der Fitnessclub-Bank seine Schuhe zubindet und in deiner Pilskneipe unbezahlt und ohne Publikum seine Gags raushaut — die Erkenntnis also, dass es in Deutschland ja nicht ein, zwei Raabs gibt, sondern etwa 20 Millionen — dieses Ding funktioniert noch immer.

Und trotzdem: Es flog nicht. Es hob nicht ab. Es bockte nicht mehr (dazu muss man die alten Sendungen nicht verinnerlicht  haben, um das sofort zu erkennen). Er ist einfach: zu alt, er sieht zu klapprig aus, irgendwie auch zu verrückt nach altem Stefan Raab, wie eine alte Stefan-Raab-Gummimaske, um noch gute Witzen zu erzählen, teils wirklich scheußlich greisenhaft und hinfällig, schon dramatisch, man traut ihm nicht mehr zu, dass er das noch checkt, was in dieser ultra-durchcodierten Welt noch lustig und einen Gag wert ist. Show Business, grausames Business. Und klar, hässlich und uncool aussehen, locker komplett lowen Mist erzählen und sich dabei nichts scheißen — die Stefan Raab claims — das ist bei einem halbwegs jungen Menschen eben alles auch wesentlich appetitlicher als bei einem alten, der, sorry, 10 JAHRE PAUSE gemacht hat. Tut den Alten da bitte weg, liebes RTL, und lasst einen nach 2000 Geborenen das machen. Sorry. Sorry.  

Klar ist auch — das steht, wie heißt das?, auf einem ganz anderen Blatt — dass ich natürlich trotzdem weiter gucken werde. Man guckt ja immer weiter.

Gestern im Calancatal zu Mittag gegessen: Weißwein aus dem Tessin, viergängiges Menu. Überhaupt: öfter mal für ein Mittagessen ins Land südlich der Alpen reisen (Gotthardbahntunnel etc.). Ich sagte der Frau, die ich sehr liebe und mit der ich immer unterwegs bin, dass ich es großartig fand (das Mittagessen), aber das so was — mit norditalienische Style-Königinnen und silberhaarigen Antipasti-Spezialisten in einem Vier-Tische-Lokal über den Alpen essen — insgesamt eher nicht so mein Ding ist. Ich esse eher so mittelgut, weißt du, Baby, mein Baby, ich bin eher dieser andere Typ. 😘😘