29. November 2024, Freitag

Wladimir Putin: 
Er bumst uns.
Er fasst uns gerne an.
Er wirft uns Blei und Dreck ins Gesicht.
Er führt einen Angriffskrieg in Europa und findet das gut, es läuft einfach gut für ihn.
Er will noch mehr von diesem Krieg.
Er eskaliert. 
Es gibt gerade null Grund für ihn, in Verhandlungen einzutreten, natürlich nicht, es läuft ja super (etwas anderes ist, dass er natürlich überall behauptet, dass er für Gespräche mit den USA und überhaupt jeden, der Lust dazu hat, jederzeit zur Verfügung steht, auch das ist okay, ist ja eh wurscht, was er sagt, er lügt ja eh, und, wie gesagt, es läuft gut für ihn).
Er verarscht alle, und gleichzeitig sagt er offen: Ihr seid meine Gegner, euch werde ich plattmachen, töten, überfallen, ausräuchern, auslöschen, niederbrennen, ficken, vergasen, schlucken, versklaven.
Putin: Ich hasse eure Art zu leben, das will ich zurückdrängen, tot hauen, nach Möglichkeit komplett eindampfen, ihr seid dran.
Er schickt uns Hass, Killer, Schwulenhass, Frauenhass, Hässlichkeit, Dummheit, massive Desinformation, er stopft uns voll mit Müll, Lügen, Propaganda, Dummheit, Verachtung für Freiheit, Demokratie, Gewaltenteilung, Recht, Menschenwürde, für alles Schöne, Lichte, Freie.

Die dummen und hässlichen Parteien AfD und BWS finden das gut, sie werden direkt aus Moskau unterstützt, das Land und die Bundestagswahl ist unter massive attack von gezielter russischer Propaganda, seit Jahren, in kein westliches Land pumpt Putin so viel Propaganda und Desinformation wie nach Deutschland. Er will die EU schwächen, die Amerikaner aus Europa rauskriegen, die NATO und den Bündnisfall testen, bisschen von Kaliningrad aus vorrücken, den Korridor zwischen Polen und Litauen besetzen, vielleicht auch mal ein paar finnische Inseln, sein Langziel ist es — das muss man gar nicht immer wieder lesen, das sieht man sehr konkret daran, wie er diesen Krieg führt und eskaliert — Russland wieder zu imperialer Größe zurück zu führen, so groß, wie es vor 350 Jahren unter Peter dem Großen zuletzt war. Zum Ende des Jahrzehnts möchte Putin dann so weit sein, die Nato offen anzugreifen, warum nicht, Stützpunkte in Polen, Rumänien, Großbritannien. Oder er beschießt gleich Rheinmetall.

„Putin hat einen Plan, seine Opfer haben keinen“ (Christoph Koopmann, Süddeutsche Zeitung, 28.11.2024)

Und die deutsche Sozialdemokratie sagt: Jetzt muss man ganz langsam machen. Vorsicht. Nicht zu viele Waffen liefern. Besser: mit Putin reden. Besser: auf den Schlächter/ den Aggressor zugehen, ihm Friedensangebote machen. Denn wir, die SPD, sind die Friedenspartei, und er, Olaf Scholz, ihr Kanzlerkandidat, ist der FRIEDENSKANZLER. Schön! Sahra Wagenknecht macht das noch lustiger, sie kann sich tierisch darüber aufregen, dass wir die Aggression gegen Russland nicht einstellen. In ihrer Sicht, der Sicht von Sahra Wagenknecht und ihrer Partei, sind wir, die NATO und die USA, die Aggressoren. Ach so! 

Am Abend dann gestern, gegen 18 Uhr, als es schon gut eine Stunde dunkel war: auf zu Christl. Denn Christl, das weiß ja jeder: Christl sagt die Wahrheit.

Sie ist heute — lustig — auf Krawall gebürstet, aber natürlich auf eine absolut freundliche Art: „Seither ich sechzig bin, nehme ich kein Blatt mehr vor den Mund, gibt keinen Grund, weißt‘, Moritz.“ Der Christl-Ruf heute, quer durch den Gastraum, das fränkische T wird zum D: „Konder!“ Neulich war eine Frauenrunde da, die sie „mal gerne haben konnte, verstehst‘“ — die bösen Frauen, die ohne Männer am Ecktisch sitzen und tratschen und flöten und sich scheinheilig nach dem Wohlbefinden ihrer verhassten Verwandtschaft und anderer Dorfgrößen erkundigen, am besten denen, die schon unterm Sauerstoffgerät im Krankenhaus liegen: „Ich habe nichts gegen Frauenrunden, Moritz, weißt‘, woher denn, aber die waren beeeees.“ 

Rindsrouladen mit Klöß’ und Blaukraut?
Schnitzel mit Kartoffelsalat?
Sülze mit Bratkartoffeln?

Die zwei großen, immer gültigen Verbote im Gasthof zur Goldenen Sonne, Pilgramsreuth, das zweite hängt seit den Sechzigerjahren auf einer Metalltafel über den Tischen, die erste, bisher nur mündlich ausgebrachte, deshalb nicht minder strenge Anweisung möchte Christl jetzt in die Speisekarte aufnehmen, auf Seite eins — sehr modern, sehr sinnvoll, finde ich: 

Kein Essen fotografieren.
Das Mitbringen von Hunden ist polizeilich verboten. 

Und die Chefin wiederholt noch mal: „Wer Essen fotografiert, fliegt raus.“ Nachsatz: „Okay, ned ganz ernst gemeint, Moritz, du darfst scho‘.“ Okay, oggayy. 

Christl jetzt, kopfschüttelnd, mit sehr ernstem Gesichtsausdruck, da beschäftigt sie wirklich etwas, da drückt sie was: „Man kann es nicht verhindern, Vegetarier.“
Dann die beiden Wörter, auf ihren Wegen zwischen Küche und Tischen, immer wieder, hintereinander: „Vegedarier, Veganer, Vegedarier, Veganer …“
Ein Kind löst sich vom großen Tisch, an dem gleich drei Erwachsene Geburtstag feiern, und bestellt: „Einen Whisky, bitte.“ Einen Whisky! Seine Grundschullehrerin kam schon zu ihr, erzählt Christl, und fragte: „Sag mal, kann das sein, dass du dem Jonas Whisky gibst? Apfelschorle, Moritz!“

„Bierdeckel zumachen, Moritzle, sonst haaßt des: nachschenken!“
Die Sülze wird serviert mit den Worten: „Schau mal wie weit du kommst. Sonst machen wir noch was.“

Was hat jetzt Ulf Poschardt bitte noch mal für einen neuen Job? Ist das ein Aufstieg oder ein Abstieg? Man weiß es nicht. Herausgeber ist doch eigentlich immer toll, man hat vergleichsweise wenig zu tun, viel weniger als ein Chefredakteur, das ist sicher, man repräsentiert, hat Zeit, neue Bücher zu schreiben und sich um seine Kinder zu kümmern, leider gibt es, so hört man auch immer wieder, nicht gerade viel Geld. In jedem Fall freuen wir uns hier, weil sich MadW mit Ulf Poschardt seit jeher verbunden fühlt (alte Freundschaft, Neunzigerjahre). Auch von dieser Stelle hier also: Glückwunsch!

Versucht, Stuckrad-Barre und den so genannten Martin Suter bei Maischberger zu sehen (Mediathek ARD). Um Himmels Willen. Sie haben schon wieder ein Gesprächsbuch draußen, das jetzt natürlich wieder auf Platz 1 der Bestsellerliste muss, ah ja. Was bleiben wird von diesem Auftritt, ist der ziemlich gute Gag von Stucki, dass auch im Dritten Reich elf Mal (sic!) Spargelzeit war (ein Zitat von Max Goldt, always a good one). Und die Schlürfgeräusche, die beide mit ihren klappernden Gebissen machen.

#Angst