30. September 2024, Montag
Andere Frage: Warum nimmt man eigentlich nicht gleich Franziska Brantner, die Baden-Württemberg-Rakete und Tiktok- und Insta-Playerin, als Kanzlerkandidatin der Grünen, wenn unser alter Robert, was ja alle verstehen, in Wahrheit in total melancholischer und erschöpfter Verfassung ist? Das ist — klar — das große Thema der Parteien ein Jahr vor der Bundestagswahl: Alle wissen, wer nach vorne treten und kandidieren müsste, das ist ja überoffensichtlich. Aber irgendwie passiert es noch nicht (hoffentlich dann gleich nach dem Koalitionsbruch im Dezember).
Die Hässlichkeit der Thüringer Vorfälle ist: groß.
Vorschlag aus dem Hause Uslar zur Bekämpfung der faschistischen Partei AfD: Jede Bundesbürgerin/ jeder Bundesbürger bekommt einmalig 49 Euro überwiesen (beliebig, ja, aber irgendwie ein hübscher Betrag), wenn sie/ er „verspricht“ (nun, ja), bei der nächsten Bundestagswahl keine Faschisten und keine Putin-freundliche Partei zu wählen, also nicht AfD oder BSW. Bei zirka 62 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland wären das Ausgaben von zirka 3 Milliarden Euro (oder 30 Milliarden? Sorry, sorry, kann immer so schlecht rechnen), im noch nicht verabschiedeten Haushalt, in dem eh 12 Milliarden fehlen, komplett okay. Man würde an das Ehrgefühl der Leute appellieren und ihnen gleichzeitig hart Cash ins Portemonnaie legen, ich finde, in diesen kaputten Zeiten eine gute Idee, denn so ein Versprechen bzw. mit einer symbolischen Summe amtlich entlohntes Bekenntnis zur Demokratie wäre natürlich rechtlich nicht bindend (wenn auch, klar, verfassungsrechtlich sicher problematisch). Ich weiß es doch auch nicht, Scheiße, ziehe den Vorschlag schon wieder zurück, er ist eine Schnapsidee (Grüße an den köstlichen Whisky Sour in der Bar der Kronenhalle am gestrigen Sonntagnachmittag um 17 Uhr, you rocked), aber wir müssen die Menschen einfach wieder da abholen, wo sie sind (Helmut Schmidt).
Darf man nach den Vorwürfen gegen den Rapper Sean Combs alias P. Diddy alias Puff Daddy noch Hip Hop hören, fragte mich ein Freundin. Die Frage ist doch eher, das dachte ich gleich: Darf man sich, auch als so genannter Mogul des Rap, der sexuellen Nötigung, des Menschenhandels und der Erpressung in mutmaßlich fünfzig oder noch mehr Fällen (Ermittlungen und Zeuginnenbefragungen laufen) schuldig machen? Damit beschäftigt sich jetzt eine Grand Jury in New York.
Frage: Wird sich die seit jeher sehr auf Nacktheit, Juwelen, Champagner, dicke Autos und dicke Eier setzende Visualisierung des Hip Hop, im Grunde ja eine Feier der rape orgy und des sexuellen Übergriffes, je ändern? Nein, das wird sie nicht. Und, Antwort auf die Frage meiner guten Freundin: Es ist immer richtig und eine gute Idee, Hip Hop zu hören, weil Hip Hop einfach die große und bestimmende Kultur der letzten dreißig Jahre und gleichzeitig eine enorm avancierte und interessante Kunstrichtung ist. Und: So etwas wie einen moralisch problematischen Genuss von Hip Hop gibt es nicht, liebe Freundin, das ist kompletter Turboquatsch. Just enjoy.
Und noch mal: Unseld-Festspiele in der SZ. „Er mochte im Grunde genommen den erfolglosen Autor nicht.“ (Paul Nizzon)
Anruf im Wald. Die Harvester arbeiten.