31. Oktober 2024, Donnerstag
Im Moment sind es besonders viele SMSse, die zu wirklich nächtlicher Stunde bei mir eintreffen, um eins, um zehn nach drei, um fünf, egaler Kram, natürlich („Uslar, Bier, Biiiieeer ..“ und „Woher hast du den kleinkariert bunten Schal? Hatte auch mal so einen“), das Handy bleibt still, da es wie immer auf lautlos gestellt ist, aber ich bin offenbar selbst viel wach und checke, was reinkommt, Kopf fährt hoch, Griff zum Handy, Lesebrille, am besten gleich zurückschreiben, Hallo, ich höre dich, ich bin auch wach. Und ich dachte, gleich gestern Nacht, das Handy immer wieder hochnehmend und weglegend: Liegt es an der Realität der nahenden Trump-Wahl, dieser unaufhaltsam, mit lautem Ticken ihrer Explosion näherrückenden Bombe, diesem comichaft alptraumhaften Judgement Day, der so brutal schlimm ist, dass, so der Reflex, am Ende dann doch alles nur halb so schlimm sein kann, dass die Leute keine Ruhe geben und mit leuchtenden Displays nachts in den Betten sitzen?
#Handytrost
Es ist, wie Moritz Schularick vom Zentrum für Weltwirtschaft in Kiel gestern in den Tagesthemen erklärte, mit der ganzen schönen Lakonie und Unbeteiligtheit des Wissenschaftlers: In wenigen Tagen entscheiden rund 20.000 Wechselwähler in Wisconsin oder Michigan über das Schicksal der Erde und die Sicherheit Europas (und natürlich die Frage, ob 70.000 nordkoreanische Soldaten die Ukraine überrennen und das vom Westen verlassene Land und seine Menschen endgültig dem Abfalleimer der Geschichte und dem Schlächter, Vergewaltiger und Massenmörder Putin überlassen).
Bewunderung für Marie-Agnes Strack-Zimmermann, meine Heldin — ja echt, sie, Comme-des-Garçons-Marie-Agnes-Strack-Zimmermann, die mit dem tollen Style —, ich bewundere sie dafür, wie sie immer wieder das offenkundig Richtige und Notwendige sagt und noch mal und noch mal sagt, die notwendigen Worte immer und immer wieder in die allgegenwärtige Senilität und Wirklichkeitsverweigerung und in die schafsartig dumme, verbohrte Mützenich-SPD und die zynisch vor sich hinseiernde DDR-Partei von Sahra Wagenknecht hineinpredigt und unermüdlich WAFFEN- und MUNITIONSLIEFERUNGEN für Selenskyj fordert, allein wegen Strack-Zimmermann würde ich bei bei der nächsten Bundestagswahl, die dann wohl schon im März stattfindet, Strack-Zimmermann wählen (ach so, sie ist ja Europaparlament, nicht Bundestag, auch gut, noch besser, egal) — gründe deine eigene Partei, Marie-Agnes, ich wähle dich für Licht, für Frieden und Freiheit, für mein Recht, nicht-russisch und gay und weich und faul und total sensibel und antiautoritär und total demokratisch zu sein, kann man sie bitte irgendwo direkt als Pistorius-Nachfolgerin aufstellen (keine Sorge, ich werde nicht FDP wählen, mein Körper kann das gar nicht, sorry, sorry).
Ich höre Leute, die sagen, sie würden erst am Mittwoch um acht Uhr morgens wieder das Handy anschalten — so abgeturnt seien sie vom Hysterie-Tremolo um die Rückkehr des orangefarbenen, die Welt mit seinem großen Schweinepenis fickenden Pimmelmann Trump. Ich verstehe das. Aber: Das ist nicht meine Methode, mit meiner Angst umzugehen, ich muss immer ganz viel reden, wir müssen das Böse gemeinsam wegquatschen, come on. Und natürlich, ich werde Dienstagnacht am Fernseher hängen und den Untergang, diese komplette Scheiße, live angucken.
Habe viel häufiger als Sex: Rückenschmerzen. Rücken stärken, es lohnt sich. Ihre AOK Bayern, die Gesundheitskasse (bei mir ist es, haha, natürlich genau andersrum, ich hatte noch nie Rückenschmerzen, haha).
Wie ich das nennen soll, was ich hier schreibe, meine Meldungen aus dem Wald, das war immer noch so eine Frage — Blog fand ich so nineties-haft lächerlich und abgelaufen, Kolumne sachlich falsch. Jetzt weiß ich es, gestern Nacht fiel es mir beim Wachliegen und Angst-Haben-vor-Trump siedend heiß ein, es ist meine Ein-Mann-Zeitschrift, genau so nenn ich das das hier, das ist es.