9. September 2024, Montag
Ich trat vor acht schon, vom Haus kommend, die Allee runter, in den Wald hinein. Das Nass des Morgens lag auf den Fichten, den Lärchen, den Kiefern, den unter den Nadelbäumen unterstehenden Buchen. Und ich dachte, noch nicht ganz wach, angenehm tief verwundert über das viele hohe, schweigsame, so unendlich gerade gewachsene, über hundert Jahre alte Grün: Das gibt es doch nicht. Ist es mir jetzt wirklich gelungen, mein Leben so vollkommen zu ändern?
Offenbar schon.
Herr Randolph, unser Waldarbeiter, kam mir, aus der Dickung raustretend — er war zu der frühen Morgenzeit schon gut eine Stunde im Wald — mit einer sehr stark abgegriffenen weißen Plastiktüte entgegen. In der Tüte: sehr feste, filzige, auch leicht ölige, auch sehr stark nach TIER riechende Schafswolle. Die Wolle zupfte Herr Randolph von den großen, verklebten Wollballen in seiner Tüte ab. Und tupfte und drehte und wickelte die je zwischen zwei Finger passende Menge Wolle auf die Triebe der neu gepflanzten Tannen: mit viel Gefühl. Damit das Rehwild die Tannen nicht verbiss. Denn verstehe: Die Tannen, die Herr Randolph mit einem Tupfer Schafwolle versehen hat, die lassen die Rehe stehen.
Dann: nicht viel weiter. Wäsche, Supermarkt, solche Dinge.
#Frankenpost
Abends Fraktionssitzung der SPD Schönwald im Rathaus (Gruß an Michael Rehwagen, er leitete die Sitzung, klar, bestimmt, aufmerksam, in allen Details mit der jeweils springenden Frage vertraut, eine Werbung für einen Lokalpolitiker, a major man).
Auch wahr: Der Eindruck des Waldes vor acht Uhr früh ging für den Rest des Tages nicht mehr aus meinem Körper heraus.